Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina veröffentlicht dritte Stellungnahme zur COVID-19 Pandemie Ausdrücklich wird empfohlen, Familien mit Betreuungs-, Beratungs- und Hilfsangeboten zu unterstützen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat ihre Dritte Ad-hoc-Stellungnahme zur COVID-19 Pandemie mit dem Titel: “Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden” veröffentlicht.

Ausdrücklich wird empfohlen, Familien mit Betreuungs-, Beratungs- und Hilfsangeboten zu unterstützen:

“Angesichts der derzeit geltenden Maßnahmen kommt Familien und anderen Formen von Partnerschaften und Gemeinschaften eine zentrale Rolle zu. Sie verbleiben oft als einziger Ort, an dem dringliche Lebensvollzüge einschließlich Ernährung und Konsum, Face-to-Face-Kommunikation und Geselligkeit, Kindererziehung, Bildung und Unterhaltung, aber auch Spannungsabbau und das Austragen von Konflikten noch stattfinden. Dagegen sind öffentliche soziale Institutionen sowie viele Arbeitsplätze als Orte des sozialen Austausches derzeit weitgehend oder vollständig unzugänglich. In dieser Situation übernehmen Haushalte zusätzliche bzw. zeitlich ausgeweitete Aufgaben von Kinderbetreuung und schulischer Ausbildung über Essensbeschaffung bis zur Organisation von „Freizeit“. Diese zusätzlichen Belastungen treffen vor allem Frauen. Besondere Herausforderungen stellen sich für „patch-work“-Familien, denen die gemeinsame oder wechselweise Kinderbetreuung weiterhin ermöglicht werden muss. Je nach ökonomischen Möglichkeiten, kulturellem Hintergrund, Vollständigkeit und innerer Organisation können Haushalte die genannten Funktionen unterschiedlich gut wahrnehmen. Je länger der „Shutdown“ anhält, desto häufiger geraten sie an Belastungsgrenzen, was sich an der Zunahme von häuslicher Gewalt und professionellem Beratungsbedarf zeigt. Größtenteils bleibt diese kritische Belastung nach außen hin jedoch unsichtbar. Kurzfristig von zunehmender Bedeutung sind daher Hotlines und Beratungsdienste. Zudem sollten die in Frankreich getroffenen Maßnahmen wie Anlaufstellen für häusliche Gewalt und andere familiäre Notsituationen in Supermärkten und Apotheken erwogen werden. Bei den psychischen Folgen und gravierenden Überlastungen müssen sozioökonomische Aspekte und der Mangel an sozialer Einbettung dringend berücksichtigt werden. Zu den besonderen Risikogruppen gehören Alleinerziehende, Migrantinnen und Migranten ohne Sprachkenntnisse, alleinlebende Ältere, psychisch Erkrankte, Pflegefälle und Arbeitslose. In ärmeren und eher bildungsfernen Schichten fehlen tendenziell materielle, psychische und soziale Ressourcen.”

Die vollständige Stellungnahme finden Sie hier als PDF-Datei zum Download.

Das ist leider noch nicht bei allen Jugendämtern angekommen. Mit Beginn der Krise haben einige Jugendämter den ambulanten Bereich nahezu vollständig heruntergefahren oder empfehlen ambulanten Leistungserbringern Kurzarbeit anzumelden. So ein Schwachsinn!

Leider spaltet sich gerade die deutsche Jugendhilfelandschaft extrem. Während, aus meinem Blickwinkel betrachtet, etwa die Hälfte der Jugendämter alles bewegen, um die Not in den Familien in Grenzen zu halten und in diesem Zusammenhang die Sozialdienstleister, wo es nur geht, mit großzügigen Regelungen zu unterstützen, verweist die andere Hälfte der Jugendämter, wohl mit Blick auf die kommunale Kassenlage, lediglich auf das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG) und rät eher kurzsichtig zur Kurzarbeit. Manche Schlaumeier in der Wirtschaftlichen Jugendhilfe empfehlen den Trägern sogar, ihre Mindereinnahmen aus den Rücklagen zu kompensieren, was natürlich lächerlich ist, da ich keinen ambulanten Dienstleister kenne, der überhaupt auch nur ansatzweise Gewinne zur Bildung von Rücklagen generieren könnte.

Ich glaube, dass gerade im ambulanten Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, nachdem wir gemeinsam die COVID-19 Pandemie durchgestanden haben, viele Leistungsanbieter ihre Segel streichen werden. Wir werden hier wohl leider noch einige Insolvenzen erleben. Es dürfte zukünftig den Öffentlichen Trägern der Jugendhilfe wohl schwerer fallen, freie Träger zu finden, die bereit sind ambulante Erziehungshilfeleistungen zu erbringen. Da bin ich mir sicher.

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