Die Krise in der Jugendhilfe in Niedersachsen, thematisiert in der Sendung “Hallo Niedersachsen”, ist durch einen gravierenden Personalnotstand gekennzeichnet, der die Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen in Not erschwert. Fast alle Jugendämter berichten über Personalmangel, insbesondere an Sozialarbeitern, Erziehern und Heilerziehungspflegern. Dies hat zur Folge, dass in einigen Städten wie Osnabrück und Hannover die Inobhutnahmestellen überfüllt sind oder sogar geschlossen werden mussten.
Die Jugendhilfe steht dabei in direkter Konkurrenz zu Kitas und Ganztagsschulen um qualifiziertes Personal. Mehr als die Hälfte der Jugendämter geben an, dass alle Plätze für die Inobhutnahme belegt sind, teilweise langfristig, was auf einen steigenden Hilfebedarf hindeutet. Die Statistiken zeigen einen Anstieg der staatlichen Inobhutnahmen um 20,4 Prozent von 2021 auf 2022, was vor allem auf die steigende Zahl unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter zurückzuführen ist.
Die Jugendämter müssen oft deutschlandweit nach Plätzen suchen. In der Region Hannover wurde beispielsweise ein Jugendgästehaus umgewidmet, um junge Geflüchtete unterzubringen. In anderen Orten wie Lehrte oder Northeim mussten Jugendliche zeitweilig in Hotelzimmern betreut werden.
Ein weiteres Problem stellt die wachsende Zahl von sogenannten “Systemsprengern” dar – Kindern und Jugendlichen mit besonders herausforderndem Verhalten, die spezielle Betreuung benötigen. Die Zahl dieser Kinder und Jugendlichen ist im Vergleich zu 2010 um etwa ein Drittel gestiegen. Aufgrund des Personalmangels werden diese Kinder und Jugendlichen oft von einer Einrichtung zur nächsten weitergereicht, da es an Personal fehlt, das sie adäquat betreuen kann. Dies führt zu einem sogenannten “Drehtüreffekt”, bei dem Kinder und Jugendliche durch alle Raster der Jugendhilfe fallen.
Die instabilen Systeme und der Mangel an Personal erschweren es, gute Bindungen aufzubauen, die für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtig sind. Infolgedessen enden viele Kinder und Jugendliche in unsteten Systemen mit wechselnden Beziehungen. Bund und Länder haben zwar eine Fachkräftestrategie gegen diesen Notstand beschlossen, jedoch stehen die Ergebnisse noch aus.
Um der Krise zu begegnen, entstehen Netzwerke zwischen Jugendhilfeträgern und Kinder- und Jugendpsychiatrien. Diese Netzwerke, wie der “Systemsprengerverbund Braunschweig/Wolfenbüttel”, ermöglichen es, schneller und effektiver Hilfe zu leisten und Ressourcen zu teilen. Durch solche Kooperationen wird versucht, die Versorgungslücken zu schließen, auch wenn das Personal weiterhin knapp bleibt.
Das Video “Hallo Niedersachsen: Jugendhilfe in der Krise: Personalnot gefährdet Kinderschutz”, ausgestrahlt am 20. Dezember 2023, thematisiert die Krise in der Jugendhilfe aufgrund von Personalmangel. Es diskutiert, wie dieser Mangel den Kinderschutz beeinträchtigt und beinhaltet ein Interview mit dem Intensivpädagogen Menno Baumann über die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Krise. Hier geht es direkt zum Video.
Bildquellen
- baby-1399332_640: Pixaybay