Fachkräftemangel trotz Wachstum Die Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe

Die aktuelle Ausgabe der KOM Dat (Dezember 2024, Heft Nr. 3/24) zeigt in ihrem Artikel „Wenn Wachstum zum Problem wird“, dass die Kinder- und Jugendhilfe ein stetiges Wachstumsfeld ist und einen erheblichen Anstieg an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verzeichnet. Das zeigt, dass der Bereich mittlerweile ein fest etablierter Arbeitsbereich in Deutschland ist. Eine sehr positive Entwicklung für die Soziale Arbeit in Deutschland. Allerdings trägt dieses Wachstum auch dazu bei, dass die Branche nicht nur aufgrund des demografischen Wandels unter dem massiven Fachkräftemangel leidet, sondern auch aufgrund des Wachstums.

Allein zwischen 2023 und 2024 wurden mehr als 60.000 neue Stellen in der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen, doch viele dieser Positionen konnten nicht besetzt werden. Besonders in Westdeutschland droht eine strukturelle Personallücke, die sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen dürfte. Während der Bedarf an pädagogischem Personal kontinuierlich steigt, bleibt die Zahl der Menschen, die für diese Berufe gewonnen werden können, begrenzt.

Zusätzlich erschwert ein weiteres Problem die Situation: Hohe Krankenstände und eine wachsende Zahl unbesetzter Stellen belasten das System zusätzlich. Die Folge ist ein Teufelskreis – Personalausfälle erhöhen den Arbeitsdruck auf die verbleibenden Fachkräfte, was wiederum zu steigenden Krankheitszahlen und sinkender Attraktivität des Berufsfeldes führt.

Ein weiteres Warnsignal sind die offiziellen Zahlen der Arbeitsagenturen: Die Zahl der offenen Stellen im Sozial- und Erziehungsdienst übersteigt deutlich die Zahl der Arbeitslosen in diesem Bereich. Besonders problematisch ist, dass die erfassten offenen Stellen nur etwa die Hälfte des tatsächlichen Bedarfs widerspiegeln. Das bedeutet, dass der Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe noch gravierender ist, als es die offiziellen Statistiken vermuten lassen.

Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie die Kinder- und Jugendhilfe mit diesen Herausforderungen umgeht. Bis 2030 wird der Fachkräftebedarf weiter steigen – insbesondere durch den Ausbau der Ganztagsbetreuung und die Umsetzung der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe. Um die Zukunftsfähigkeit des Systems zu sichern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich: Neben einer besseren Ausbildungsförderung braucht es Strategien zur Mitarbeiterbindung und zur langfristigen Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit der Fachkräfte. Auch braucht es neue Wege der Verteilung von Arbeitsbelastung, durch z. B. die Anwendung von intelligenten digitalen Lösungen.

Ein weiterer zentraler Aspekt wird die Refinanzierung von Personalentwicklungsmaßnahmen und weiteren Investitionen sein. Träger der Kinder- und Jugendhilfe stehen zunehmend vor der Aufgabe, auskömmliche Leistungsentgelte mit den öffentlichen Leistungsträgern zu verhandeln, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und langfristig wirtschaftlich agieren zu können. Hierbei ist es essenziell, fundierte Argumentationsstrategien und betriebswirtschaftliche Kalkulationen zu nutzen, um faire und nachhaltige Vereinbarungen zu erzielen.

Die IJOS GmbH bietet hierzu zahlreiche Fortbildungen an, die praxisnah vermitteln, wie Personalentwicklungsmaßnahmen, Organisationsstrukturen und Qualitätssteigerungen in Verhandlungen mit Leistungsträgern refinanziert werden können. So erhalten Einrichtungen das nötige Wissen und die Werkzeuge, um ihre wirtschaftliche Stabilität zu sichern und gleichzeitig die fachlichen Standards in der Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln.

Zum Weiterlesen: KOM Dat, Dezember 2024, Heft Nr. 3/24, Artikel „Wenn Wachstum zum Problem wird“.

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